Bitte sagt mir, dass ich nicht völlig dumm bin.
Ich rolle gerade durch meine ich_iel-Zeitlinie und musste innerhalb von drei Minuten zwei Wörter nachschlagen, da ich sie vorher noch nie gehört/gelesen hatte. Demzufolge erschlossen sich mir sowohl Pfostierung als auch Kommentar nicht sofort.
Nr. 1: “deskriptiv” (in diesem Kommentar)
Nr. 2: “Eskapismus” (in dieser Pfostierung)
Geht euch das auch manchmal so? Falls nicht: Welchen VHS-Deutschkursus sollte ich buchen?
Achso:
Deskriptiv bezeichnet einen beschreibenden bzw. abbildenden Standpunkt, der den Anspruch einer wertfreien Betrachtung erhebt. Ziel ist eine faktische Darstellung. (Wikipedia)
Eskapismus, auch Realitätsflucht, Wirklichkeitsflucht oder Weltflucht, bezeichnet die Flucht aus oder vor der realen Welt und das Meiden derselben mit ihren Anforderungen zugunsten einer Scheinwirklichkeit, d. h. imaginären oder möglichen besseren Wirklichkeit. (Wikipedia)
Ich bin letztens über “reddit” gestolpert, musste ich auch nachschlagen. Ist wohl sowas wie Lemmy, nur in Kacke, ohne Schwarzen Jakob und ohne Nu****
Nutella wird mit zwei L geschrieben!
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Schön zu sehen, wie diese Kommune zur Allgemeinbildung beiträgt!
Falls nicht: Welchen VHS-Deutschkursus sollte ich buchen?
Mir hat es gefühlt mehr gebracht, mich mit Etymologie zu beschäftigen:
“deskriptiv” ist ähnlich zu “description”, also “Beschreibung” und daraus ein Adjektiv: “beschreibend”Oder wer es noch direkter mag, “deskriptiv” ist aus dem Lateinischen entliehen:
Ein “Skript” ist etwas geschriebenes, also Wortstamm “schreib”.
Davor ist das “de-” irgendein Präfix. Die sind leider nicht immer gut zu übersetzen, aber hier eben mit “be-”.
Und dann der Postfix “-iv” ist im Lateinischen zur Bildung von Adjektiven, so wie das “-end” in “beschreibend”.Das klingt jetzt ziemlich formelhaft, aber oft reichen schon einzelne Bruchstücke, um es sich dann aus dem Satzkontext zu erschließen.
Und selbst wenn man es dann doch zur Sicherheit nachschaut, kann man sich die Überlegungen als Eselsbrücke hernehmen, um es sich für die Zukunft zu merken.Wie man sich “Eskapismus” und das hier auch schon erwähnte “Defätismus” herleiten kann, überlasse ich als Übung für den Leser. Ü
Lösung
“-ismus” ist tatsächlich nicht ganz so einfach: https://de.wiktionary.org/wiki/-ismus
Am besten auch die Erklärung für Latein durchlesen. Ordnet das ganz gut ein, woher der Postfix kommt.Und sonst eben “Eskap-” wie Englisch “escape” und “Defät-” wie Englisch “defeat”. Tatsächlich gibt’s auch im Englischen “escapism” und “defeatism”.
Das Englische hat diese Worte natürlich aus dem Lateinischen stibitzt, aber wir eben auch. Daher, wenn man nicht so flüssig im Lateinischen ist, dann kann man sich eben auch bei anderen Sprachen umschauen.
Ich bin mit dem Ansatz auch lange gut gefahren, bis irgendwann der Prokurist zum Einkäufer wurde Eben eine Person, die sich ums Procurement kümmert.
Das liegt daran, dass die Angelsachsen das vermasselt haben. Procurement bzw. die deutsche Prokura als Vertretungsvollmacht leitet sich vom lat. pro - für und cura - sorge ab. Es ist also jemand der sich um das unternehmen kümmert, also ein Manager. Die Briten haben das dann im Mittelalter auf etwas bekommen, unter anderem Sex von Frauen zu bekommen, angewendet.
Jo, das gehört eben auch zu Etymologie. Ein gewisses Bewusstsein, dass Sprache sich ändert und durch welche historischen Begebenheiten.
Die Engländer haben den Begriff entliehen, aber waren geographisch/politisch so weit weg, dass sie ihre eigenen Interpretationen kreieren konnten, die noch grob etwas mit dem Original zu tun hatten, aber über genügend Zeit immer noch weiter abdriften konnten.
Ich bin sehr interessiert an Sprache und bin dahingehend auch wohl etwas begabt, daher verfüge ich über einen sehr großen Wortschatz. Das soll bei dem Weg kein Beug sein, gibt genug, in dem ich nicht so gut bin. Aber ich lerne sehr gerne neue Wörter und was über diese, wie etwa deren Etymolgie, also Wortherkunft. Früher hab ich auch öfters mal Kreuzworträtsel gelöst und im Rahmen meines Bildungsweges bin ich auch auf viele Wörter gestoßen.
Aber auch ich treffe natürlich auf Wörter, die ich noch nicht kenne. Gibt einfach zu viele davon. Das letzte war Pseudologie. Ich freue mich immer, wenn ich ein neues Wort kennenlerne, und das solltest du auch tun, etwas zu lernen ist nämlich etwas gutes und bedeutet ausdrücklich, dass du nicht dumm bist.
etwas zu lernen ist nämlich etwas gutes und bedeutet ausdrücklich, dass du nicht dumm bist
Puh endlich. Danke. Ich küsse deine Augen.
Ok, was heißt ist jetzt aber Pseudologie?
Pseudologie (von altgriechisch ψεῦδος pseudos ‚falsch‘ und -logie) oder Mythomanie ist ein Konzept, welches das Verhalten von Personen beschreibt, die wiederholt oder sogar zwanghaft lügen. Obwohl Pseudologie als Symptom anerkannt ist, herrscht keine Einigkeit darüber, ob es auch die Kriterien einer eigenständigen psychischen Störung erfüllt.
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Ich habe damit keine Probleme, da ich hauptsächlich im englischsprachigen Internetz mein Unwesen treibe und Wörter, wie du sie als Beispiel hattest, oft weitaus häufiger im Englischen vorkommen. Deshalb höre ich mich aber iel ein wenig versnobt an, wenn ich mich nur an das englische, oft aus dem Französischen oder Latein kommende Wort erinnere und dann versuche es irgendwie einzudeutschen.
Also ich bin ja gegen die Verwendung lateinischer Phrasen (auch wenn eingedeutscht und im Duden vorhanden).
Das heisst “beschreibend” und “Realitätsflucht”.
Sprecht Zangendeutsch, ihr Mittelmeereroberervergötterer
Reha-was bitte sehr? Meinen Sie die Wirklichkeitsflucht?
Halt’s wirklich!
Ego in vita reali
Romanes eunt domus
Ich hatte hier letztens Defätismus. Hatte zwar gerade zuvor in einem Buch dieses Wort gelernt, war dann aber überrascht es so bald in freier Wildbahn anzutreffen.
Defätismus
Danke. Nun bin ich schon beim dritten Wort, welches ich nachschlagen muss… und habe es mal direkt mit Defäkation verwechselt.
Der Begriff Defätismus kann als Zustand der Mutlosigkeit oder Schwarzseherei beschrieben werden. Ursprünglich bezeichnete er die Überzeugung, dass keine Aussicht auf den Sieg besteht, und eine daraus resultierende starke Neigung zum Aufgeben. (Wikipedia)
Hat da etwa jemand in den Focus defäziert?
Vielleicht ist es ja das Baader-Meinhof-Phänomen.
Baader-Meinhof-Phänomen
Ich hätte diesen Faden vielleicht doch nicht starten sollen. Ich fühl mich so dumm…
Frequenzillusion, auch bekannt als Baader-Meinhof-Phänomen, ist eine kognitive Verzerrung mit der Tendenz, etwas vermeintlich häufiger zu bemerken, nachdem es das erste Mal aufgefallen ist, was zum Glauben führt, dass das Betreffende auf einmal häufiger auftritt. (Wikipedia)
Ach was Brudi, bist halt einer der heutigen glücklichen Zehntausend.
Wieder was gelernt. Danke!
Gerne. Ü
Manchmal häuft sich das bei mir total. Ich hab ein Wort praktisch noch nie gehört, dann lese ich es einmal irgendwo und frage oder schlage die Bedeutung nach. Aha, gut, wieder was gelernt. Und plötzlich taucht das dann noch mehrmals irgendwo auf. In den Tagen und Wochen darauf. Sychronizitäten?
Karl Kochhagbard fand das gar nicht gut.Kann mir vorstellen, dass man das ansonsten einfach ignoriert, aber weil man sich vorher aktiv damit beschäftigt hat, fällt einem das dann ins Auge.
Nennt sich Baader-Meinhof-Phänomen oder auch „Frequenzillusion“, wenn wir schon beim Thema neue Begrifflichkeiten lernen sind.
Ich hab eh manchmal das Gefühl, dass leute einfach englische Begriffe eindeutschen und dann auf einmal hochgebildet klingen. Defätismus hab ich noch nie gehört aber defeatism schon
Ist es nicht genau das, was wir hier auf ich_iel die ganze Zeit machen beim Verzangendeutschen? Bei manchen Wörtern ist das tatsächlich so - sie waren ursprünglich nur im Englischen als “Latinismus” vorhanden, irgendwann hat jemand gefunden: “Der englisch-latinisierende Fachbegriff gefällt mir, den deutschen wir ein, dann klingts gelehrt!” - und viele andere schlossen sich an. Vermute aber, nur die wenigsten Ausdrücke, bei denen du dieses Gefühl hast, sind echte ad-hoc-Übersetzungen, sondern die “Schandtat” 🤭 liegt schon lange zurück. Defätismus ist lt Wikipedia so ein Fall (aber aus Frz. eingedeutscht, nicht aus Angelsächsisch). Sicher ist das aber im Moment eine krasse Epidemie, Anglizismen sogar ohne jede Anpassung direkt einzubürgern. Fängt als Denkfaulheit bei DuRohrern oder TikTokern an, setzt sich fort als Beschränktheit bei Journalisten und endet als denglisches Sprachmonster.
Ich finde, man sollte sich nicht dumm fühlen, wenn man ein neues Wort entdeckt. Im Gegenteil, bei mir ist es jedes Mal ein Anlass zur Freude - der leider immer seltener wird. Als ich auf die Uni kam, gab es jeden Tag mehrere Dutzend von denen, und damals war ich auch erstmal überfordert und dachte, die Autoren der wissenschaftlichen Fachliteratur wollen mich allesamt verarschen (und tatsächlich lag ich damit nicht total falsch - noch immer verurteile ich den übertrieben akademischen Schreibstil für dieses sinnlose lange-Nase-Zeigen). Genau dabei ist es mir aber in Fleisch und Blut übergegangen, jedes neue Wort halt direkt nachzuschlagen. Dadurch lernt man ständig nicht nur neue Wörter, sondern auch Konzepte, und irgendwann wird das immer seltener. Auf unbekannte Wörter zu treffen bedeutet, dass man gerade dabei ist, neue Teile der Welt zu entdecken, und ist überhaupt kein Grund, sich dumm zu fühlen. Ist außerdem die umweltfreundlichste Variante des Tourismus.
Nee, das geht nicht nur dir so. Fast so, als ob an manchen Tagen manche neuralen Verbindungen grad Pause machen wenn man sie braucht.
Ich muss dazu noch oft ein englisches Wort benutzen, weil mir das deutsche Gegenstück dazu gerade nicht einfällt. Ich hoffe dann immer, dass es bereits über Latein oder so Einzug in unsere Sprache gefunden hat. Je früher desto besser.
Also, deskriptiv habe ich auch auf Deutsch schon gehört, aber nur im akademischen Kontext. Eskapismus konnte ich aus dem englischen escapism ableiten, mir war aber nicht bewusst, dass es das auch als deutsches Wort gibt.
Es gibt Leute, die gerne mal das Wörterbuch rausholen nur um intelligenter zu wirken. Davon halte ich nichts – ein wirklich intelligenter Mensch kann seine Ideen zielgruppengerecht formulieren. Trotzdem ist es nicht verkehrt, seinen eigenen Wortschatz immer wieder zu erweitern, mindestens weil es das Gehirn und das Sprachverständnis auf Trab hält. Von daher: jedes neue Wort ist etwas dazugelernt, aber es ist keine Schande, es noch nicht zu kennen :)