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    1 year ago

    Aus Anlass des 70. Geburtstags von Milan Kundera am 1. April 1999 erzählte Mirko Martin in der „Welt“ folgende Anekdote über den tschechischen Schriftsteller: Im Morgengrauen des 21. August 1968 stand rufend eine Frau vor Milan Kunderas Haustür. Der Dichter, in ganz Böhmen als Libertin bekannt, blickte zu seiner Ehefrau hinüber und fragte sich beunruhigt, welche von seinen zahlreichen Freundinnen diesen Radau veranstalte. Schließlich wachte seine Frau auf und ließ sich nicht davon abhalten, die Tür zu öffnen. „Als ich sehe, dass die Katastrophe nicht mehr abzuwenden ist, verziehe ich mich ins Bad. Alena kommt zurück, blass. Prag ist besetzt, sagt sie, auf dem Wenzelsplatz stehen sowjetische Panzer. – Junge, wenn du wüsstest, was da in mir vorging: War ich froh, als es nur die Panzer waren!“ Die Geschichte von Tomas und Teresa bis zu ihrer Rückkehr nach Prag erzählt Milan Kundera auf den ersten 30 Seiten seines Romans „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. In den folgenden drei Teilen führt er dazu einiges näher aus und schildert den Beginn der Affäre zwischen Franz und Sabina. Dann fährt er mit der Geschichte von Tomas und Teresa (Teile 5 und 7) bzw. Franz und Sabina (Teil 6) fort – nicht, ohne weiterhin Gedanken über Politik, Erotik und Liebe, Freiheit, den Zufall und das Leben in die Handlung einzustreuen. Der kunstvolle Aufbau des Romans „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“, die bewegende Geschichte der beiden komplementären Liebespaare, die Bilder von der Unterdrückung der Freiheit durch sowjetische Panzer und die geistvollen Essays über Politik und Philosophie fügen sich zu einem vielschichtigen literarischen Werk, das ich mit großem Vergnügen gelesen habe. Nicht zuletzt wegen des komplexen Aufbaus und der eingeschobenen Essays galt der Roman als nicht verfilmbar – bis Philip Kaufman mit Milan Kunderas Einverständnis die „Story“ herausschälte und daraus mit hervorragenden Hauptdarstellern einen poetischen, atmosphärisch dichten Film machte: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“.

    Quelle: Dieter Wunderlich

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      1 year ago

      Das liest sich aufschlussreich, Danke. Nun gut, da muss ich sehen, ob im Elternhaus davon irgendwo ein Exemplar herumflattert, welches ich mir in einer ruhigen Minute zu Gemüte führen kann.